Wettbewerb Matthaeikirchhof, Leipzig

Das betrachtete Quartier gliedert sich in 4 Teilabschnitte. Das historische Wohn- und Geschäftshaus „Großer Blumenberg“ im Norden am Richard-Wagner-Platz, der Neubau des Wohn- und Geschäftshauses auf dem derzeitigen Parkplatz, das Bestandsgebäude südlich davon mit Büronutzung und das ebenfalls historische Bestandsgebäude mit Büro-/ Museumsnutzung als südlicher Abschluss des Areals. Die beiden südlichen Abschnitte werden ergänzt und inszeniert durch den Neubau des Archivgebäudes.

Grundsätzliche städtebauliche Idee des Entwurfes ist die Ergänzung und behutsame Stadtreparatur mit gleichberechtigter Einbeziehung von Bestands- und Neubauten in ein räumliches Konzept, das die Vernetzung von dynamischen Wege- und Blickbeziehungen und begrünten Freiräumen mit unterschiedlichem Öffentlichkeitsgrad gleichwertig zu Gebäuden setzt. Es entstehen wieder versickerungsoffene, begrünte Flächen mit Aufenthaltsqualität. Der durch den Abbruch der Anbauten frei gewordene Innenhof wird für den Neubau des neuen Archivgebäudes, weitestgehend unterirdisch und als Sockel für eine außenräumliche Topografie genutzt – dem Forum für Freiheit und Bürgerrechte. Dieser grüne Freiraum öffnet sich durch den Teilabbruch des Gebäudes am Goerdelerring über die Klingertreppe zur Parkanlage. Gedanklich und räumlich wird so eine Verbindung zwischen dem Leipziger Ring als wichtigem Ort der Montagsdemonstrationen und der Stasi-Zentrale am ehemaligen Matthaeikirchhof hergestellt. Im Zusammenspiel mit dem offengelegten Pleißemühlgraben wird ein attraktiver Naherholungs- Grünraum entwickelt. Da der alte Kirchhof aufgrund der städtebaulichen Rahmenvorgaben und des Verlustes der Matthäikirche nicht wieder herstellbar ist, wird das zukünftige Forum nicht als Platz, sondern als grünes Forum oder Bürgergarten verstanden. Dieser öffentlich zugängliche Ort verbindet das historische Gebäude des heutigen Schulmuseums mit der Werkstatt für Geschichte, die Gebäude der ehemaligen Stasi-Zentrale und das neue Archiv für die sächsischen Stasi-Unterlagen. Im Zentrum des Forums liegt eine Bodenskulptur, die den Leipziger Ring nachzeichnet. Über Sitzstufen bietet diese Bodenskulptur Aufenthaltsangebote oder die Möglichkeit für spontane Zusammenkünfte.

Insgesamt entsteht durch die Modifikationen des Bestandes mit Rückbau, Entsiegelung und Sanierung und die beiden Neubauten und den Ergänzungen der Wegeverbindungen und Grünflächen ein zeitgemäßes, nachhaltiges Stadtquartier im Gefüge der inneren Stadt Leipzig. Die vorgeschlagenen Baumassen fügen sich zurückhaltend, aber selbstbewusst in die vorgefundene Struktur ein und schaffen neue Möglichkeiten für spannende Nutzungen, Gebäude und Stadträume.

Auftraggeber:

Planungspartner:

Planungs- und Ausführungszeitraum:

Stadt Leipzig

SHE Architekten

2023

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